Was ist eine Risikoklasse?
Egal ob Aktie, Anleihe oder Investmentfonds – alle Finanzprodukte werden in eine Risikoklasse eingestuft. Das soll es für Anleger einfacher machen, Risiken von Verlust, Rendite und Liquidität einer Geldanlage besser einzuschätzen.
Seit der Neuregelung der EU-Vorgaben zum Wertpapierhandel, kurz MiFID II, die 2018 in Kraft trat, werden Risiken in sieben Risikoklassen eingeteilt. Vorher wurden üblicherweise fünf Risikoklassen verwendet.
Der Anleger findet die Einteilung der Risikoklasse im Basisinformationsblatt eines Fonds. Das soll für mehr Transparenz bei der Anlageberatung sorgen und Produkte europaweit besser vergleichbar machen. Wie Fondsgesellschaften ihre Fonds einstufen bleibt ihnen selbst überlassen. Da die Risikoklassifizierung vor allem für die Anlageberatung wichtig ist, werden häufig auch Kunden nach diesem Schema kategorisiert.
Angebotene Produkte müssen zum Anlageziel, den finanziellen Möglichkeiten und Kenntnissen der Kunden passen.
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Je höher die Risikoklasse, desto höher das Verlustrisiko
Die Risikoklassen geben in gewisser Weise die Beziehung von Rentabilität, Sicherheit und Liquidität wieder – dem sogenannten „Magischen Dreieck“. Denn diese drei Kriterien stehen bei jeder Geldanlage in einem bestimmten Verhältnis.
Die niedrigste Risikoklasse (1) steht für ein relativ risikoarmes Investment. Je höher die Risikoklasse ist, desto größer das Verlustrisiko bzw. desto risikoreicher ist das Investment.
Sind für einen Anleger vor allem Sicherheit und Liquidität wichtig, geht das auf Kosten der Rendite. Ist die Rendite das entscheidende Kriterium, muss man bei Sicherheit und Liquidität Abstriche machen. Anlagen in riskante Wertpapiere werden also meist mit der Möglichkeit einer höheren Rendite belohnt. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit des Verlustes von Kapital aber ebenfalls höher.
Das System der Risikoklassen gilt für alle Finanzprodukte. Investmentfonds haben eine eigene Klassifizierung, den sogenannten Risiko- und Ertragsindikator, kurz SRRI. Er klassifiziert einzelne Fonds auf einer Skala von 1 bis 7.
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Die Risikoklassen im Einzelnen
Grundsätzlich betrachtet man einen längeren Zeitraum von fünf Jahren und stellt eine statistische Rechnung auf. Je nachdem wie stark ein Wertpapier pro Jahr schwankt, wird es in eine niedrigere oder höhere Risikoklasse eingeteilt.
Risikoklasse 1: Sicherheit, Erhalt des eingesetzten Kapitals und kurzfristige Verkaufsmöglichkeiten stehen im Vordergrund. Das Risiko, einen Verlust zu erleiden, ist sehr gering. Darunter fallen Produkte wie z. B. Sparbriefe, Tagesgeld, kurzfristiges Festgeld oder Euro-Geldmarktfonds. Die Wertschwankung beträgt zwischen 0 % und 0,5 %.
Risikoklasse 2 ist sicherheitsorientiert. Produkte in diesem Bereich sind z. B. Kapitallebensversicherungen oder Rentenfonds mit ausgezeichneter Bonität. Die Wertschwankung beträgt zwischen 0,5 % und 2,0 %.
Risikoklasse 3 hat ein mittleres Risiko, wie z. B. das Zinsrisiko und das Kursrisiko. In dieser Risikoklasse finden sich z. B. festverzinsliche Wertpapiere, geldmarktnahe Fonds, Euro-Anleihen mit guter Bonität oder Mischfonds. Die Wertschwankung beträgt zwischen 2,0 % und 5,0 %.
Risikoklasse 4 ist ertragsorientiert. Es besteht ein Zins- und ein deutliches Kursrisiko. Aktien, Aktienfonds, ETFs mit europäischen Standardwerten oder internationale Rentenfonds finden sich in dieser Risikoklasse. Die Wertschwankung beträgt zwischen 5,0 % und 10,0 %.
Risikoklasse 5 ist konservativ wachstumsorientiert. In dieser Risikoklasse finden sich z. B. bestimmte Branchenfonds, Aktien aus Drittländern, Währungsanleihen mit mittlerer Bonität und Hochzins-Staatsanleihen. Die Wertschwankung beträgt zwischen 10,0 % und 15,0 %.
Risikoklasse 6 ist wachstumsorientiert und spekulativ. Optionsscheine, Futures, gehören beispielsweise in diese Kategorie. Aber auch risikoreiche Branchenfonds finden sich in dieser Risikoklasse. Die Wertschwankung beträgt zwischen 15,0 % und 25,0 %.
Risikoklasse 7 ist extrem spekulativ. In dieser Risikoklasse finden sich bspw. Hedgefonds. Die Wertschwankung beträgt in dieser Risikoklasse mehr als 25,0 %.
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Verlustrisiken haben verschiedene Ursachen
Die Risikoklassen werden anhand des möglichen Verlustes eingeteilt. Es gibt eine Reihe von Risiken, die zum Verlust führen können:
Da ist zunächst das Ausfallrisiko, das heißt, dass ein Unternehmen oder Staat Bankrott geht und seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann.
Auch Änderungen des allgemeinen Marktzinses können zu Kursverlusten führen. Man spricht hier vom Zinsänderungsrisiko.
Jede Geldanlage birgt das Risiko, dass die Rendite durch eine hohe Inflationsrate aufgefressen wird bzw. dadurch sogar Verluste drohen. Das ist das Inflationsrisiko.
Das Wechselkursrisiko bezeichnet das Risiko eines Wertverlusts der Anlage in einer fremden Währung, wenn der Wechselkurs sich verändert.
Das Kursrisiko ist ganz allgemein das Risiko, dass es bei Aktien oder anderen Wertpapieren zu Kursverlusten kommt. Die Kursschwankungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben.
Die Einstufung in Risikoklassen bietet keinen umfassenden Schutz des eingesetzten Kapitals, denn diese dient rein als grobe Orientierung.
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