Was ist ein Pantoffel-Portfolio?
Die Stiftung Warentest Finanztest preist das sogenannte Pantoffel-Portfolio als "pflegeleichte Langfristanlage" an. Die Bezeichnung rührt daher, dass das Pantoffel-Portfolio maximal gemütlich und pflegeleicht sein soll. So soll es ausreichen, zu Beginn die Struktur des Portfolios festzulegen und etwa einmal im Jahr die Anteile zu überprüfen und gegebenenfalls eine Anpassung durchzuführen.
Aufbau und Struktur Pantoffel-Portfolio
Grundtyp
Die einfachste Variante eines Pantoffel-Portfolios ist eine 50/50 Aufteilung der Anlage in sichere Staatsanleihen und in chancenreiche Aktien. Dazu werden ein Rentenfonds (bspw. europäische Staatsanleihen) und ein breit streuender Aktienfonds (bspw. der MSCI World) ins Portfolio aufgenommen.
Sicherheits-Pantoffel
Besonders sicherheitsorientierte Anleger können ihr Risiko mit einer höheren Quote an Staatsanleihen im Portfolio senken. Die Stiftung Warentest schlägt hierzu eine 75/25 Aufteilung vor. Zu drei Viertel wird das verfügbare Kapital in Rentenfonds angelegt und das verbleibende Viertel in Aktienfonds.
Risiko-Pantoffel
Risikoorientierte Anleger können eine höhere Aktienquote wählen. Beispielsweise ist eine 25/75 Struktur möglich: 25 Prozent des Anlagebetrages werden in Rentenfonds angelegt und ganze 75 Prozent in Aktienfonds.
Einschränkung
Das Pantoffel-Portfolio kann zwangsweise nur ein Kompromiss darstellen. Bei der Entscheidungsfindung kann Ihnen das "magische Dreieck der Vermögensanlage" gute Anhaltspunkte geben.
Expertentipp
Beachten Sie bitte, dass es sich um grundlegende Typen handelt, die keinesfalls die bestmögliche Anlage in Ihrer individuellen Situation darstellen müssen. Die optimale Geldanlage ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie beispielsweise ihren finanziellen Zielen, Ihrer Einkommenssituation, von Ihrer Risikofreudigkeit, Ihrem Alter und weiteren.
Vorzüge des Pantoffel-Portfolios
Das Konzept des Pantoffel-Portfolios besticht durch seine Einfachheit: Man nehme einen Rentenfonds, kombiniere diesen mit einem breit streuenden Aktienfonds und voilà! - schon steht das Pantoffel-Portfolio! Dazu braucht es kein umfassendes Fachwissen und keine umfangreiche Recherche. Pflegeleicht ist das Portfolio zudem noch: Nur ab und an sei eine Anpassung nötig, so die Stiftung Warentest. Damit ist das Konzept für die meisten Anleger sehr attraktiv.
Kritik am Pantoffel-Portfolio
Die größte Stärke des Pantoffel-Portfolios ist zugleich die größte Schwäche: Die einfachen Faustregeln sind sehr leicht umzusetzen, können jedoch bei unbedachter Anwendung zu unangenehmen Überraschungen führen.
Insbesondere südeuropäische Staatsanleihen gelten mittlerweile nicht mehr uneingeschränkt als sicher. Ein Portfolio, das zu stark in diese Richtung fokussiert ist, kann mehr Risiko beinhalten als dem Anleger vielleicht bewusst ist.
Zudem lässt das Pantoffel-Portfolio einen der wichtigsten Faktoren außen vor: Das Alter des Anlegers. Denn unterschiedliche Lebensabschnitte bringen ganz unterschiedliche Anforderungen und Ziele mit sich: Für einen 25-jährigen Anleger kann ein 25/75 Anlagemix (25 Prozent Anleihen und 75 Prozent Aktien) sinnvoller sein als ein 75/25 Anlagemix, wohingegen für einen 75-jährigen Anleger genau das Gegenteil der Fall ist.
Umschichtung beim Pantoffel-Portfolio
Zudem gibt das Pantoffel-Portfolio nur vage Antworten auf die Frage, wie die Anpassung des Portfolios erfolgen sollte. Nehmen wir beispielsweise an, ein Anleger legt ein solches Pantoffel-Portfolio mit 50 Prozent Staatsanleihen und 50 Prozent Aktien auf. Die Aktien erzielen im Laufe des Jahres hohe Kursgewinne, so dass sich die Gewichtung innerhalb weniger Monate auf beispielsweise 30 Prozent Anleihen und 70 Prozent Aktien ändert. Damit hat der Anleger ein Portfolio, dass nicht mehr zu seinem Chance-Risiko-Profil passt: Wenn das 50/50 Portfolio genau den richtigen Kompromiss bietet, ist das 30/70 Portfolio viel zu riskant. Der Anleger muss eine Anpassung vornehmen. Im konkreten Fall bedeutet dass, Anteile der Aktienfonds zu verkaufen und zusätzliche Rentenfondsanteile ins Portfolio zu holen.
Auch wenn die Umschichtung aus Kostengründen im Durchschnitt nicht zu oft erfolgen sollte, ist es sicherlich sinnvoll, die Entwicklung des Portfolios mehr als nur einmal im Jahr zu verfolgen.
Aktive vs. passive Fonds
Letztlich ist zu ergänzen, dass die Stiftung Warentest teilweise passiv gemanagte ETFs empfiehlt. Diese bilden den jeweiligen Aktienindex möglichst genau nach. Daher sind die Kosten von ETFs meist geringer als bei aktiv gemanagten Fonds. Doch wo aktiv gemanagte Fonds bei Abschwüngen an der Börse gegensteuern können, macht der Anleger mit ETFs den ganzen Rutsch mit.
Der Fondsdiscounter
für clevere Anleger!